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Pilotierung soll Praxistauglichkeit erweisen

Dr. Peter Brandt

Von Dr. Peter Brandt
Abteilungsleitung „Wissenstransfer“ im Deutschen Institut für Erwachsenenbildung, Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V./gdlr_text_align]

GRETA-Projekt des DIE plant 2. Förderphase; BBB bleibt Kooperationspartner
Was bisher geschah …

Wie vor gut vier Jahren an derselben Stelle berichtet, haben sich im Jahr 2014 acht Bundes- und Dachverbände aus allen relevanten Weiterbildungsbereichen mit dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE) zusammengetan, um Instrumente zur Anerkennung von Handlungskompetenzen Lehrender in der Erwachsenen- und Weiterbildung zu entwickeln. Förderer dieses vierjährigen Forschungs- und Entwicklungsprojekts mit dem Namen GRETA war und ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). GRETA hat eine Reihe von Instrumenten und Verfahren entwickelt, die in kleinerem Umfang erprobt und für gut befunden wurden.

Hier ist in erster Linie das Kompetenzrad zu nennen, das die relevanten Kompetenzfacetten veranschaulicht, über die Trainer, Kursleitende und Dozentinnen verfügen sollten. Neben diesem Kompetenzstrukturmodell ist das PortfolioPlus entwickelt und erprobt worden, das Lehrende bearbeiten können und aus dem nach einer externen Begutachtung eine individuelle Kompetenzbilanz ausgelesen werden kann. Dafür waren komplexe Kompetenzbeschreibungen und Definitionen von Niveaustufen und Indikatoren erforderlich. Schließlich wurde ein Manual entwickelt, mit dessen Hilfe beurteilt werden kann, welche Kompetenzen in Train-the-Trainer-Fortbildungen adressiert werden. Denn im GRETA-Ansatz sind beide Perspektiven relevant: die Möglichkeit für Lehrende, a) ihre im Zuge der Berufstätigkeit erworbenen Kompetenzen validieren zu lassen, und b) Kompetenzen über den Besuch von Fortbildungen gezielt zu entwickeln.

Die Instrumente ermöglichen eine kompetenzbezogene Standortbestimmung und Weiterentwicklung für deutschlandweit 530 000 Lehrende aus allen Teilfeldern der Erwachsenen- und Weiterbildung. Die Trägergruppe aus Verbänden und DIE hat auf ihrer jüngsten Sitzung am 28. Juni beschlossen, diese Instrumente in eine Pilotierung zu bringen. Grund dafür sind die überwiegend positive Resonanz, die das Projekt bei sechs regionalen Workshops erfahren hat, sowie die Möglichkeiten einer adaptiven Nutzung der Instrumente.

Was jetzt ansteht …

Für die Pilotierung bemüht sich die Trägergruppe unter der Federführung des DIE um eine erneute Förderung. Ziel wäre es, Erfahrungen zu sammeln zu Aufwand und Nutzen unterschiedlicher Einsatzvarianten und zu Umsetzungsbedingungen. Im Rahmen der Pilotierung sollten 1 000 Lehrende ihre Kompetenzen validieren lassen und eine Reihe von Bildungseinrichtungen bei der Nutzung der Instrumente beraten werden. Parallel soll Begleitforschung stattfinden zur Güte des Begutachtungsverfahrens rund um das Instrument PortfolioPlus und zu den Erfolgsaussichten einer flächendeckenden Implementierung. Hierzu ist ein kontrastives Design aus zwei gegensätzlichen Strategien geplant:

a) koordinierte Erprobung in Pilotregionen
b) Graswurzel-Erprobung durch Interessierte

Variante a) setzt auf Infrastrukturen und die Beteiligung von Weiterbildungsverbänden, -verbünden und eine enge Anbindung an die für Weiterbildung zuständigen Ministerien auf Landesebene. Es sollen in ein bis zwei Pilotregionen HotSpots aufgebaut werden, die bei der Verbreitung der GRETA-Instrumente unterstützen. Sie vermitteln GRETA-Gutachter, stellen Raum für Begutachtungen und engagieren sich in der Kommunikation für GRETA.
Variante b) geht davon aus, dass auch ohne begleitende Koordinierung viele Akteure bundesweit interessiert sind, mit GRETA-Instrumenten zu arbeiten. Sie haben dabei ganz unterschiedliche Interessen und Einsatzvarianten im Blick. Das Spektrum reicht von der Berücksichtigung einzelner Aspekte des Kompetenzmodells in der Personalentwicklung über die Nutzung der Instrumente zum Qualitätsnachweis bis hin zur Definition von Kompetenzanforderung im Sinne einer Selbstverpflichtung. Um diese adaptive Nutzung der GRETA-Instrumente zu ermöglichen, plant das DIE Beratungsangebote und erarbeitet Handreichungen zu Einsatzfeldern.

Wofür es gut ist …

Mit dem Konzept einer adaptiven Nutzung der Instrumente begegnet das Projekt dem Einwand, es sorge für eine der Heterogenität der Erwachsenen- und Weiterbildung unangemessene Standardisierung. Der nun eingeschlagene Weg ist eine große Chance für den Bildungsbereich: Der GRETA-Referenzrahmen kann ganz unterschiedliches Handeln vor Ort strukturieren helfen und zugleich ermöglichen, dass die Weiterbildung sich öffentlich mit einheitlichen Begriffen und einem gemeinsam geteilten Kompetenzverständnis präsentiert – von der konfessionellen Erwachsenen- bis zur betrieblichen Weiterbildung.

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