Integrations- und Berufssprachkurse in der Coronakrise
Offener Brief der gemeinsamen Verbände an Herrn Bundesminister Horst Seehofer
Berlin 29. Mai 2020
Sehr geehrter Herr Bundesminister,
die Integration von Zugewanderten ist ein wichtiger Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt, der in dieser Krisenzeit so nachdrücklich an Wert gewonnen hat. Die Träger der Integrationskurse nehmen sich dieser Aufgabe seit vielen Jahren verantwortungsvoll an. Aus dieser Überzeugung heraus möchten wir, die unterzeichnenden Trägerverbände, uns mit diesem wichtigen Anliegen an Sie wenden:
Seitdem die Kurse im Gesamtprogramm Sprache im März unterbrochen wurden, haben 220.000 Zugewanderte, die sich zum Zeitpunkt der Unterbrechung in Integrations- bzw. Berufssprachkursen befunden haben, keinen Präsenzunterricht erhalten. Viele von ihnen sind bereits jetzt in ihrer Lernprogression weit zurückgeworfen und haben Schwierigkeiten, ihren Lernstand zu erhalten. Je länger die Unterbrechung des Kursgeschehens dauert, desto mehr wird der Lern- und Prüfungserfolg der Teilnehmenden gefährdet.
Mit Blick auf diese Entwicklung hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge auf die Unterbrechung der Präsenzkurse mit der Einrichtung von „Online-Tutorien“ und „Virtuellen Klassenzimmern“ reagiert. Diese Maßnahmen sind sehr sinnvoll, um die Wartezeit bis zur regulären Fortführung der Kurse zu nutzen, und sollten als Blended-Learning-Konzepte für die Zukunft ausgebaut werden. Gleichzeitig jedoch ist eine rasche Wiederaufnahme und Fortsetzung der Integrationskurse und Berufssprachkurse in Präsenzform unabdingbar, weil sich digitales Lernen nur für einen Teil der Teilnehmer*innen eignet (insgesamt wird nur etwas mehr als ein Drittel der o. a. Teilnehmenden durch die aktuellen Online-Formate erreicht) und das gemeinsame Lernen in einem Präsenzkurs nicht vollständig ersetzen kann.
Lesen Sie hier den vollständigen Brief.