Die Problematik des Fachkräftemangels in Deutschland ist nicht nur auf einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zurückzuführen, sondern auch auf viele Unternehmen, die entweder gar nicht oder nur unzureichend ausbilden. Dieser Auffassung schließt sich der Bundesverband der Träger beruflicher Bildung (BBB) an, in Übereinstimmung mit den kürzlich von der IG Metall veröffentlichten Erkenntnissen. Gemäß den Gewerkschaftsdaten bildet nicht einmal jedes fünfte Unternehmen in Deutschland aus, und diejenigen, die Auszubildende einstellen, tun dies oft in geringerem Umfang als möglich.
„Die von der IG Metall präsentierten Zahlen mögen nicht direkt auf die gesamte deutsche Wirtschaft übertragbar sein, dennoch sind sie alarmierend. Unternehmen, die nicht in die Ausbildung investieren, können sich nicht darüber beschweren, dass qualifizierte Fachkräfte fehlen. Es liegt im ureigenen Interesse der Unternehmen, ihre Ausbildungsbemühungen zu intensivieren und Auszubildende selbst einzustellen oder sich alternativ an kleinen Betrieben in Ausbildungsverbünden zu beteiligen“, betont Thiemo Fojkar, Vorstandsvorsitzender des BBB.
Chancengleichheit auch für Jugendliche mit Hauptschulabschluss
Trotz der Beschwerden von Wirtschaftsverbänden über den Mangel an geeigneten Auszubildenden sieht der BBB – ähnlich wie die IG Metall – die Einstellungspraxis einiger Unternehmen als zu restriktiv an. Die geforderten Bildungsabschlüsse für Ausbildungsstellen steigen, und in einigen Berufen haben komplexe Assessment Center die traditionellen, mehrstufigen Einstellungsverfahren abgelöst. Der BBB setzt sich dafür ein, dass auch Jugendliche mit Hauptschulabschluss die Chance auf ein Bewerbungsgespräch erhalten sollten.
Ein weiterer kritischer Punkt liegt in der Unternehmenskultur einiger Firmen. Das Bundesinstitut für Berufsbildung verzeichnete in den letzten Jahren eine erhöhte Vertragslösungsquote, was unter anderem auf einen rauen Umgang mit den Auszubildenden und eine mangelhafte Qualität der vermittelten Kenntnisse zurückzuführen ist. Thiemo Fojkar unterstreicht: „Betriebe, die ein attraktiver Arbeitgeber sein möchten, dürfen sich einen rauen Umgang mit Auszubildenden und unzureichende Qualitätsstandards nicht erlauben. Junge Menschen möchten auf Augenhöhe lernen. Wer immer noch an der veralteten Auffassung festhält, Ausbildungsjahre seien keine Herrenjahre, muss sich über Probleme bei der Nachwuchsgewinnung nicht wundern.“