In der 4. Ausgabe im Jahr 2023 des Unternehmensmagazins Mittelstand. des BVMW geht es unter anderem um neue Weiterbildungsgesetz im Zusammenhang mit dem Mittelstand.
Ein zukunftsorientiertes Bildungssystem ist von entscheidender Bedeutung, um den Fachkräftemangel zu überwinden und den deutschen Mittelstand wettbewerbsfähig zu halten. Die BVMW Kommission Bildung hat die Möglichkeit genutzt und über die Vorzüge und Grenzen dieses Gesetzes in Bezug auf den Fachkräftemangel informiert.
Die drängende Herausforderung des Fachkräftemangels
Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Die deutsche Bundesregierung erkennt diese Problematik an und arbeitet daran, mit neuen Gesetzen wie dem Weiterbildungsgesetz und dem Gesetz zur Stärkung der Fachkräfteeinwanderung darauf zu reagieren. Allerdings wird der Mittelstand, der für die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft entscheidend ist, in diesen Gesetzen bisher nur unzureichend berücksichtigt. Aus diesem Grund sieht sich der BVMW in der Pflicht, die Interessen und Bedürfnisse kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) bei der Gesetzesentwicklung vehement zu vertreten.
Berufliche Aus- und Weiterbildung als Schlüssel zur Fachkräftesicherung
Die berufliche Aus- und Weiterbildung stellt die Schlüsselfaktoren dar, um den Fachkräftemangel zu überwinden und den Strukturwandel erfolgreich zu bewältigen. Die duale Berufsausbildung hat sich als klassisches Instrument zur Gewinnung neuer Fachkräfte in der deutschen Wirtschaft bewährt. Doch der Wettbewerb um Berufseinsteiger auf dem Arbeitsmarkt wird immer intensiver. Daher gewinnt die berufliche Weiterbildung als „zweites Standbein“ der Personalrekrutierung zunehmend an Bedeutung. Sie richtet sich sowohl an Beschäftigte, die bereits im Betrieb arbeiten und für die veränderten Anforderungen der Zukunft qualifiziert werden müssen, als auch an Menschen, die aufgrund von Strukturwandel arbeitslos werden und den Übergang in einen neuen Betrieb ohne zusätzliche Qualifikation nur schwer bewältigen können.
Stärkung der betrieblichen Berufsausbildung dringend erforderlich
Das neue Weiterbildungsgesetz enthält zwar einige Schritte in die richtige Richtung, um die berufliche Aus- und Weiterbildung zu stärken, den Erwartungen des Mittelstands wird es jedoch nicht vollständig gerecht. Insbesondere zur Stärkung der betrieblichen Berufsausbildung gibt es kaum konkrete Antworten im Gesetzestext. Die BVMW-Bundeskommission Bildung hat in diesem Zusammenhang drei Vorschläge in die öffentliche Diskussion eingebracht:
- Öffentlich geförderte betriebliche Berufsausbildung in KMU entsprechend der gesetzlichen Weiterbildungsförderung für Beschäftigte.
- Stärkere und wirksamere Förderung von regionalen Ausbildungsverbünden, die vor allem KMU unterstützen sollen, Hürden beim Zugang zum Ausbildungsmarkt oder bei der Durchführung einer Berufsausbildung zu überwinden.
- Einführung einer untergesetzlichen Förderung von Berufsausbildungsplätzen über ein Bundesprogramm.
Weiterbildungsgesetz mit Licht und Schatten
Das Weiterbildungsgesetz bringt sowohl positive als auch negative Aspekte im Bereich der beruflichen Weiterbildung mit sich. Einerseits wird die öffentliche Weiterbildungsförderung für Beschäftigte deutlich vereinfacht und erweitert, was insbesondere KMU zugutekommt. Andererseits dürfte das neu eingeführte „Qualifizierungsgeld“, ein Wunsch der IG Metall, für KMU keinen nennenswerten Mehrwert darstellen. Die angestrebte „Bildungs(teil)zeit“ wurde hingegen nicht in den Gesetzesentwurf aufgenommen, was jedoch in der angedachten Form ebenfalls problematisch gewesen wäre.
Die vierte Säule des Bildungssystems
Um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen, ist es dringender denn je erforderlich, die berufliche Weiterbildung als „vierte Säule des Bildungssystems“ (neben Schule, Berufsausbildung und Hochschule) anzuerkennen und entsprechend zu fördern. Das Weiterbildungsgesetz verdeutlicht die Bedeutung der beruflichen Weiterbildung als unverzichtbaren Bestandteil der staatlichen Daseinsvorsorge. Eine institutionelle Gewährleistung der beruflichen Weiterbildung als „vierte Säule“ könnte auch andere, zuverlässigere Formen der Finanzierung für die Anbieter von Weiterbildungsmaßnahmen schaffen.
Die Chancen nutzen, die Herausforderungen meistern
Das neue Weiterbildungsgesetz bietet zweifellos Chancen, die berufliche Aus- und Weiterbildung in Deutschland zu stärken und somit den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Es ist jedoch unerlässlich, die besonderen Bedürfnisse und Anforderungen des Mittelstands angemessen zu berücksichtigen. Eine verstärkte Förderung der betrieblichen Berufsausbildung und eine institutionelle Anerkennung der beruflichen Weiterbildung als vierte Säule des Bildungssystems könnten dabei zukunftsweisende Ansätze sein, um den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft gerecht zu werden. Der BVMW wird sich weiterhin vehement für die Interessen der KMU einsetzen und den Dialog mit der Politik suchen, um die Gesetzgebung in diesem wichtigen Bereich weiter voranzubringen. Denn nur mit einer zukunftsfähigen und bedarfsgerechten Weiterbildungspolitik können wir den Fachkräftemangel überwinden und den Mittelstand als tragende Säule der deutschen Wirtschaft stärken.
„Wir müssen endlich anerkennen, dass Weiterbildung die vierte Säule unseres Bildungssystems ist und damit einen wesentlichen Beitrag zum sozial-ökologischen Umbau unserer Gesellschaft sowie zur Sicherung von Arbeits- und Fachkräften leistet. Damit wird die Prosperität unserer Gesellschaft sichergestellt, um die sozialen Sicherungssysteme auch in Zukunft zu finanzieren. Weiterbildung ist damit ein wesentliches Element der Generationengerechtigkeit und sollte deswegen eine vollumfängliche gesellschaftliche Wertschätzung erfahren“, sagt Thiemo Fojkar, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der Träger beruflicher Bildung (Bildungsverband) e. V. und
Vorsitzender der Kommission Bildung des BVMW.
Die gesamte Ausgabe von „Der Mittelstand“ Ausgabe 4 können Sie unter folgendem Link lesen: Ausgabe 4/23
Den Artikel beim BVMW können Sie unter folgendem Link lesen: Was bringt das neue Weiterbildungsgesetz dem Mittelstand?