Am 18. Juni fand im Paul-Löbe-Haus der Arbeits- und Fachkräftekongress der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen unter dem Motto „Land der Chancen“ statt. Eine der größten wirtschaftspolitischen Herausforderungen unserer Zeit – der Mangel an Arbeits- und Fachkräften – stand im Mittelpunkt der Veranstaltung. Gemeinsam mit Vertretern aus Praxis und Wissenschaft wurde intensiv über Ideen und Lösungsansätze diskutiert.
Der Fachkräftemangel ist ein akutes Problem: Viele Unternehmen haben große Schwierigkeiten, geeignete Mitarbeiter zu finden. Stellenanzeigen sind mittlerweile allgegenwärtig, und Personalmangel wirkt sich auch auf die Daseinsvorsorge aus – von früher schließenden Kitas bis hin zu ausgedünnten Busfahrplänen. Mehr als 80 Prozent der Unternehmen erwarten negative Folgen durch den Fachkräftemangel, der bereits heute unbesetzte Stellen zu Kosten von über 90 Milliarden Euro an Wertschöpfung führt.
Zur Eröffnung des Kongresses betonte Katharina Dröge, MdB und Vorstandsvorsitzende der Bundestagsfraktion des Bündnis 90/ Die Grünen, dass der Fachkräftemangel trotz seiner Bedeutung wirtschaftspolitisch zu wenig behandelt werde. Sie prognostizierte, dass bis 2025 sieben Millionen Fachkräfte fehlen könnten. Deutschland steht als Einwanderungsland vor der Herausforderung, ausländische Fachkräfte anzuziehen und zu integrieren. Schnellerer Anerkennung von Abschlüssen und Zertifikaten sowie eine generelle Stärkung der Weiterbildung nannte sie als wichtige Maßnahmen.
Prof. Dr. Ulrike Malmendier hob als Mitglied des Sachverständigenrates Wirtschaft hervor, dass das fehlende Arbeitsvolumen das Wirtschaftswachstum abflachen lässt, insbesondere aufgrund der Überalterung der Bevölkerung. Zur Lösung des Fachkräftemangels schlug sie vor, das inländische Fachkräftepotenzial zu heben und die Fachkräfteeinwanderung zu fördern.
Annalena Baerbock, Bundesministerin des Auswärtigen stellte klar, dass zu viele Hürden für arbeitswillige Personen bestehen. Eine ökonomisch kluge und geordnete Migrationspolitik sei essenziell, um dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzuwirken. Besonders die deutsche Sprache stellt eine große Hürde für Fachkräfte aus dem Ausland dar. Frau Baerbock betonte die Bedeutung eines modernen Einwanderungsrechts und merkte an, dass Deutschland jährlich 400.000 Fachkräfte fehlen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf müsse verbessert werden, um Deutschland als attraktiven Standort zu positionieren.In verschiedenen Panels und Ideenlaboren wurden diese Themen vertieft.
In einer Videobotschaft sprach Wirtschaftsminister Robert Habeck über den demografischen Wandel und den ökonomischen Druck der letzten Jahre. Er hob die Bedeutung der Beteiligung von Müttern am Arbeitsleben, das Fachkräfteeinwanderungsgesetz und die notwendige Transformation der Wirtschaft hervor.
Der Kongress bot zahlreiche Einblicke und Perspektiven, wie Deutschland die Arbeits- und Fachkräftekrise bewältigen kann. Es bleibt viel zu tun, um Deutschland als attraktiven Standort für Fachkräfte international zu positionieren und Integration sowie die sozial-ökologische Modernisierung der Wirtschaft voranzutreiben.